Geschichtskurs im Kirner-Kabinett Furtwangen
Oberstufenschüler erleben europäische Kunstgeschichte im Furtwanger Kirner-Kabinett
Elke Schön führt durch Ausstellung mit renommiertem Furtwanger Genremaler Johann Baptist Kirner
Johann Baptist Kirner beeindruckt Schülergruppe durch sein Gespür für das Leben einfacher Menschen im 19. Jhd.
Der aus Furtwangen stammende Künstler Johann Baptist Kirner war im 19. Jahrhundert ein Genremaler von europäischem Rang. Trotz seines beachtlichen Erfolges verlor er nie die Beziehung zu seiner Heimatstadt, wo er auch seine Grabstätte fand. Deshalb war es nur folgerichtig, dass im Sommer 2021 Bürgermeister Josef Herdner das Kirner-Kabinett als einen neuen Baustein der Museumslandschaft im oberen Bregtal eröffnen durfte. Geburtshelfer der Dauerausstellung war auch Elke Schön, langjährige ehrenamtliche Kuratorin des Museums „Gasthof Arche“. Während die „Arche“ als zentrales Furtwanger Heimatmuseum bereits vielfach von Schulklassen besucht wurde, war das Kirner-Kabinett bisher noch museumspädagogisches Neuland. Dies konnte für die pensionierte OHG-Lehrerin und passionierte Förderin der regionalen Kultur nicht so bleiben, weshalb sie kurzerhand eine erstmalige Führung mit einem Oberstufen-Geschichtskurs organisierte. Geschichtslehrer Hartmut Janke freute sich über die Gelegenheit eines authentischen Anschauungsunterrichtes für die 18 Abiturientinnen und Abiturienten, denn Kirner war seinerzeit von Großherzog Leopold zum „Badischen Großherzoglichen Hofmaler“ ernannt worden, weil er die Lebensumstände der Menschen und ihre Alltagssorgen besonders gekonnt in Szene setzen konnte.
Bei der eingehenden Betrachtung der Bilder fielen den Jugendlichen oft witzige und treffende „Sprechblasen“ ein, die sie an Rahmen oder Deckglas der wertvollen Exponate anfügen durften. Einig war sich die Lerngruppe, dass Kirner offensichtlich nicht zu den Sozialrevolutionären und Aufwieglern wie seine badischen Vormärz-Zeitgenossen Hecker und Struwe gehörte. Stattdessen besaß er ein feines Gespür für die zutiefst menschliche Würde der einfachen Leute aus den ärmeren Bevölkerungsschichten: das Portrait vom „Knecht“ erschien ihnen als ein Ausdruck edler und schlichter Würde und Sorge für das Wohl der Mitmenschen.
Das Kirner-Kabinett mit rund 160 Exponaten – darunter auch geistreiche Karikaturen und Werke seines Bruders - ist jeden Samstag und Sonntag für die Öffentlichkeit geöffnet und befindet sich gegenüber der HFU, Gerwigstraße 6.
Text und Bild: Hartmut Janke
Bild: Ein Geschichtskurs der 11. Klasse des OHG war von Kuratorin Elke Schön zur ersten Schüler-Führung in das Kirner-Kabinett eingeladen worden. Die neu eröffnete Dauerausstellung präsentiert das vielfältige Werk des Furtwanger Malers, der als Genremaler von europäischem Rang in die Kunstgeschichte eingegangen ist.