Multimedia-Live-Vortrag im OHG über 75 Jahre Grundgesetz
Rund 100 Schülerinnen und Schüler von Klasse 9 bis 12 verfolgten kürzlich interessiert und diszipliniert einen hochkarätigen 80-minütigen Multimedia-Vortrag zum Thema „75 Jahre Grundgesetz“. Zu Gast im Otto-Hahn-Gymnasium mit Realschule war der Politikwissenschaftler Ingo Espenschied, der sich mit seinem DOKULIVE-Format seit 2008 einen internationalen Ruf als Spezialist der mediengestützten politischen Bildung erworben hat. Derzeit reist er durch den Südwesten, und so konnte die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung am OHG ein professionelles Event zur Stärkung des Demokratie-Bewusstseins organisieren und finanzieren.
Menschenrechte müssen von Menschen immer neu verwirklicht werden!
Mit Leidenschaft und klarem Bekenntnis zur Gleichwertigkeit aller Menschen führte Espenschied mit historischen Fotografien und kurzen Video-Sequenzen vor Augen, wie seit der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945 zunächst auf Kommunal- und Länderebene und 1949 auch auf Bundesebene nur in den westlichen Besatzungszonen demokratische Strukturen neu entstanden, die von Anfang an ein Gegenentwurf zur NS-Diktatur sein sollten. Dabei wies er auf das intensive Zusammenspiel zwischen den westlichen Besatzungsmächten und führenden deutschen Demokraten wie Theodor Heuss (FDP), Carlo Schmid (SPD) und Konrad Adenauer (CDU) hin, die von 1933 bis 1945 oft verfolgt wurden und nun als Vertreter einer demokratiebewussten deutschen Minderheit zum Zuge kamen.
Die parlamentarische Demokratie wurde von den Deutschen zunehmend mehr wertgeschätzt
Espenschied erklärte den Jugendlichen anschaulich den Wert unserer Demokratie: Nachdem in den 50er-Jahren die Mehrheit der BRD-Bürger noch eher skeptisch gegenüber den parlamentarischen Institutionen eingestellt war, wurde das Grundgesetz (GG) in den 60er- und 70er-Jahren zunehmend als Garant für Menschenwürde, Freiheit und nicht zuletzt Wohlstand erkannt. Im Gegensatz zur SED-Diktatur in der DDR war das GG so gut durchdacht, dass es auch 1990 vor der Wiedervereinigung von 83 % der frei gewählten Noch-DDR - Volksvertreter als gesamtdeutsche Verfassung favorisiert wurde.
Karlsruhe steht für aktuelle Anwendungen des GG beim Klimaschutz
Als Beispiel für die Entwicklungsfähigkeit des GG nannte Espenschied das bahnbrechende Urteil des Bundesverfassungsgerichtes vom 29.4.2021: mitten in der Corona-Krise lautete das Urteil der Karlsruher Richterinnen und Richter, dass die heute unzureichende Klimaschutzpolitik Freiheits- und Grundrechte der Generationen von morgen beeinträchtigt und somit gegen den Gleichheitsgrundsatz im GG verstößt. Die „Würde des Menschen“ müsse auch in Zukunft durch aktuell strengere Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels gewahrt werden.
Umfassendes Konzept zur Demokratieerziehung am OHG
Am OHG findet die Erziehung zum mündigen Staatsbürger auf vielfältige Weise statt: in der SMV (Schülermitverantwortung) sind Kinder und Jugendliche vom Klassensprecher über den Stufen- und Schulsprecher bis hin zum Landesschülerbeirat organisiert und können ihre Vertreter basisdemokratisch wählen. Im Politik- und Geschichtsunterricht wird entsprechendes Grundwissen und Urteilsfähigkeit vermittelt und hinzu kommen Einzelveranstaltungen mit externen Referenten.
Bild 1: Der Politologe Ingo Espenschied (Mitte) präsentierte vor rund 100 Schülerinnen und Schülern seine Multimedia-Produktion „75 Jahre Grundgesetz“. Organisiert wurde die Veranstaltung zur Stärkung des Demokratiebewusstseins von Ralph Fautz von der Konrad-Adenauer-Stiftung (rechts).
Bild 2: 61 „Väter“ und vier „Mütter des Grundgesetzes“ erarbeiteten vom 1.9.48 bis zum 8.5.49 das bis heute als vorbildlich geltende Grundgesetz. Art. 1 formuliert den Leitgedanken: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“